ZFA 4.0: 16 deutsche Gasnetzbetreiber modernisieren Zählerfernauslesung

Schnellerer Durchlauf, stärkerer Automatisierungsgrad, geringere Fehleranfälligkeit, besseres Monitoring
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15.000 Gasmessungen pro Stunde

Gasnetzbetreiber in Deutschland lesen seit 1994 Zählerstände über das Modul .ZFA der Sopra-Steria-Lösung GAS-X aus. Stand heute werden so mehr als 15.000 Gasmessungen deutschlandweit übermittelt, und zwar jede  Stunde. Die Daten liegen zum Teil als Dreiminutenwerte, mindestens aber als Stundenwerte vor. 

Die Mengenermittlung basiert auf Rohdaten. Diese werden von Sensoren und Zählern gemessen und durch  Registriergeräte aufgezeichnet. Die Software ruft die Daten in Intervallen per Zählerfernauslesung (ZFA) ab,  bereitet sie auf und sendet die Messwerte an das GAS-X Modul .GDM zur weiteren Verarbeitung. Das Modul  .ZFA übernimmt dabei das Management der Stammdaten.

Die Anforderungen an das Datenmanagement, das Monitoring und die Überwachung steigen laufend. Um dem  gerecht zu werden, verständigten sich die Netzbetreiber und Sopra Steria auf eine gemeinsame Modernisierung  der Zählerfernauslesung.

Die Fakten

  • Deutlich mehr Datenabrufe pro Fernauslesung dank Parallelisierung
  • Steigerung der Datenqualität durch punktuelle Abrufwiederholung
  • Integriertes Störungsmanagement  für den Entstörungsprozess
  • Globales graphisches Monitoring –  auch als mobile App

 

Die Herausforderung

Das Projekt ZFA 4.0 war ein Gemeinschaftsvorhaben von 16 deutschen Netzbetreibern mit dem gemeinsamen  Ziel, den Abruftreiber zu modernisieren, die Abrufprozesse zu überarbeiten, neue Monitoring-Komponenten  einzuführen und die Stammdaten zu konsolidieren. 

Eine Schlüsselherausforderung war, sämtliche Anforderungen der 16 Partner an ein Standardprodukt zusammenzuführen  und alle Funktionalitäten technologisch nach dem State of the Art zu entwickeln. Zudem sollten im  Zuge der Modernisierung vereinzelte Schwachstellen der bestehenden ZFA erkannt und eliminiert und die  Benutzerführung verbessert werden. Die Überarbeitung der Abrufprozesse erforderte eine zeitintensive Nachverfolgung  und Analyse der Log-Daten zu Gerätestörungen und deren Behebung. Um Fehlentwicklungen zu  vermeiden, wurde einem agilen Ansatz folgend das Feedback der Kunden in Intervallen eingeholt. 

Als kniffelig stellte sich die Aufgabe heraus, ein kompaktes grafisches Monitoring für Desktop- und mobile  A nwendungen zu schaffen. Hierfür mussten große Datenmengen konsolidiert werden.

Das Modul .ZFA ist heute bereits Bestandteil von cpX.Energy, der neuen Cloud-Plattform von Sopra Steria.

Die Lösung

Das Gesamtprojekt ZFA 4.0 nahm rund zwei Jahre in Anspruch. Die neue Zählerfernauslesung führte Sopra Steria bei jedem  der 16 Netzbetreiber einzeln in kundenindividuellen Projekten  ein. So konnte die neue Lösung für die Bedürfnisse der Netzbetreiber  maßgeschneidert und für die einzelnen Kunden  gecustomizt werden.

Sopra Steria entwickelt zusammen mit den Kunden eine Schnittstelle,  die den Abrufprozess verkürzt und das zu übermittelnde  Datenvolumen minimiert. Zudem wurde die Schnittstelle dem  aktuellen Stand der Technik angepasst, um für zukünftige  Herausforderungen gerüstet zu sein, beispielsweise für den  SaaS-Betrieb in der Cloud-Lösung cpX.Energy.

Darüber hinaus hat Sopra Steria das Störungsmanagement  in die .ZFA integriert. Damit können Netzbetreiber bei Abrufstörungen  mit wenigen Klicks ein Ticket erzeugen, wodurch  automatisch ein Workflow zur Entstörung angestoßen wird.

Monitoring-App vervollständigt ZFA-Modernisierung

Der modernisierte Abrufprozess und das Störungsmanagement werden durch ein umfangreiches  Monitoring unterstützt. Dadurch müssen Nutzerinnen  und Nutzer seltener eingreifen.  Die mobile Überwachungs-App sorgt für einen  Überblick über:

  • die Anzahl laufender Abrufe
  • die Anzahl fehlerhafter Abrufe
  • den Zustand der Abrufserver

Die App ermöglicht über die Anzeige hinaus den  Neustart unvollständiger Zählerfernabrufe.

Die Zusammenarbeit

Konzeption und Spezifikation der modernisierten Zählerfernauslesung wurden von den 16 Netzbetreibern  und Sopra Steria in mehreren gemeinsamen Workshops  erarbeitet. Dabei floss die langjährige Erfahrung der  Mitarbeitenden der Fachabteilungen in die neu entstandene  Lösung ein: ein Pluspunkt für die ZFA 4.0.

Das pandemiebedingte Umschalten von Präsenzworkshops  auf Online-Meetings hat sehr gut funktioniert. Ein  Vorteil war, dass ein Großteil der Projektbeteiligten seit  vielen Jahren zusammenarbeitet, was Abstimmungen  erleichterte.

Das Ergebnis

Im Ergebnis hat das Projekt zu einer modernen und cloudfähigen Zählerfernauslesung geführt. Das performante Abrufsystem deckt die heterogenen Bedürfnisse aller 16 Netzbetreiber ab. Der hohe Automatisierungsgrad

minimiert die Dauer des Abrufprozesses sowie das zu übermittelnde Datenvolumen. 

Die Schnittstelle und alle angrenzenden Systeme befinden sich auf dem aktuellen Stand der Technik. Das steigert  die Interoperabilität und die Netzbetreiber sind für zukünftige Herausforderungen bereits heute gerüstet. 

Veraltete Stammdatenstrukturen und Dialogansichten wurden überarbeitet und die Benutzerführung an neue  Anforderungen angepasst. Die Arbeit mit dem Modul ist klar strukturiert und komplexe Sachverhalte werden  einfach und übersichtlich dargestellt. 

Die Netzbetreiber können den Abrufprozess nun laufend und automatisiert überwachen. Nutzereingriffe sind  auf ein Minimum begrenzt. Die Nutzerinnen und Nutzer müssen nur noch zum Monitoring und zur Verfolgung  von Störungen über das integrierte Störungsmanagement eingreifen. Durch die mobile App mit Dashboard  und manueller Abrufwiederholung können Netzbetreiber auch unterwegs immer ein Auge auf das .ZFA-Modul  haben. Die Zählerfernauslesung wird in Abständen als Gemeinschaftsprojekt weiterentwickelt.

Ein herzliches Dankeschön – euer Einsatz ist schon besonders! Wesentlich ist die Arbeit als Kooperationsgemeinschaft. Die kontinuierliche gemeinsame Verbesserung  des ZFA-Systems ist effizient,  sorgt für aktuelle Prozesse und ist  durch die  Kostenteilung ein wirtschaftlicher  Ansatz zur Weiterentwicklung eines  Standardsystems. Dieses Modell sollten  wir unbedingt  weiterhin leben.“

Gerda Engels, Mess- und Energiedaten RLM Gas, Westnetz GmbH

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