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Transportnetzbetreiber bilden ihre Kernprozesse für Vermarktung, Abwicklung und Abrechnung normalerweise mit separaten, über Schnittstellen verbundenen IT-Systemen ab. Die EU-weite Marktregulierung verlangt jedoch ein enges Zusammenspiel der
verschiedenen Wertschöpfungsprozesse und eine verbesserte Systeminteraktion. Mit einem integrierten Kapazitätsvermarktungssystem (KVS) setzt terranets bw die Digitalisierung und Automatisierung ihrer Kernprozesse umfassend um.
Im Rahmen einer Ausschreibung für ein neues Kapazitätsvermarktungssystem (KVS) mit integrierter Abwicklungsund Abrechnungskomponente entschied sich terranets bw, Transportnetzbetreiber für Erdgas, für einen innovativen Ansatz von Sopra
Steria. Auf einem Gesamtsystem wurden die drei gekoppelten Kernprozesse mit einem redundanzfreien, konsistenten Fachdatenmodell implementiert. Komplexe Schnittstellen zwischen Kapazitätsvermarktung, Nominierungsmanagement und Abrechnung gehören
somit der Vergangenheit an.
Die Fakten
- Kapazitätsvermarktung über die Europäische Kapazitätsplattform PRISMA
- Digitalisierung der Geschäftsvorfälle im Kapazitätsmanagement wie Buchungen, Rückgaben, vermarktete Rückgaben, Handling von Übernominierungen
- Auktionskalender für alle Auktions- und Produkttypen mit automatischer Produkterstellung
- Ermittlung und Anwendung von Renominierungsbeschränkungen inklusive Nachvermarktung
- Nominierungsverarbeitung sowie Engpassprüfung und -auflösung
- Aktives/Passives Matching und Fahrplanmanagement
- Realisierung der Veröffentlichungspflichten gemäß ENTSOG TP, DVGW, REMIT
- Portalapplikationen für Transparenzdaten, Nominierungsabgabe und interne Bestellungen im Self-Service
- Intelligente Monitore für die Überwachung im Nominierungsmanagement und in der Marktkommunikation
Die Herausforderung
terranets bw betreibt in Baden-Württemberg ein rund 2000 Kilometer langes Ferngasleitungsnetz einschließlich modernster Gashochdruckanlagen. Heute sind mehr als zwei Drittel aller Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg sowie Regionen
der Schweiz, des Vorarlbergs und des Fürstentums Liechtenstein an das Fernleitungsnetz der terranets bw angebunden. Die europäische Harmonisierung der Kapazitätsvermarktung und der Transportabwicklungsprozesse resultiert in neuen
Marktanforderungen:
- Kapazitätsvermarktung rund um die Uhr
- 24/7-Intraday-Kapazitätsauktionen, Auktionen unterbrechbarer Kapazität
- Engere Kopplung der Abwicklung in Wechselwirkung mit der Vermarktung durch Renominierungsbeschränkungen und UIOLI
- Verschärfte Veröffentlichungspflichten – umfassende, permanente Datenmeldungen auf europäischer Ebene mit ENTSOG TP und REMIT
Hieraus ergeben sich neue Anforderungen an die Digitalisierung und Automatisierung der Geschäftsprozesse. Die zunehmende Verzahnung verschiedener Prozesse sowie die enge zeitliche Taktung der Abläufe erfordern eine Reduzierung der Schnittstellen
zwischen Vermarktung und Abwicklung der Transportkapazitäten im Netz. Um den Gesamtprozess effizient zu meistern, bedarf es einer geschlossenen Systemlösung, innerhalb derer die einzelnen Abläufe orchestriert werden. Alles in allem
benötigte terranets bw eine Standardsoftware zur effizienten Überwachung und Steuerung der automatisierten Geschäftsprozesse. Zudem sollte eine Systemintegration innerhalb eines kurzen Umsetzungszeitraums im laufenden Prozessbetrieb
stattfinden.
Die Zusammenarbeit
Die erfolgreiche Realisierung dieses Projektes ist durch die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Sopra Steria möglich geworden. Über einen dynamischen Ansatz wurden verschiedene Lösungsvarianten verifiziert, die im intensiven fachlichen
Austausch zwischen terranets bw und Sopra Steria zu einer innovativen Gesamtlösung geführt haben. Mit dem Ansatz von Sopra Steria, Beratung, Produkt und Service aus einer Hand anzubieten, vertraut terranets bw im dynamischen Umfeld der nationalen
und europäischen Regulierung auf eine effiziente und praktikable Lösung.
Das Ergebnis
cpX.Energy Grid ist heute die zentrale Lösung für die Kapazitätsvermarktung, das Nominierungs- und Fahrplanmanagement sowie die Transportabrechnung. Damit wurde nach dem Energiedatenmanagement-System .GDM 2.0 bereits die zweite Softwarelösung
von Sopra Steria erfolgreich bei terranets bw eingeführt. Das Modul .Grid ersetzt die drei separaten Systeme für Vermarktung, Abwicklung und Abrechnung, sodass die Anzahl der IT-Systeme und Schnittstellen sowie deren Kosten signifikant gesenkt
werden konnten. Das System läuft im 24/7-Modus auf einer hochverfügbaren Systemarchitektur. Die geschlossene Prozesskette – von der Kapazitätsbuchung bis zur Rechnung an den Transportkunden, von der Bilanzkreiseinbringung bis
zum Fahrplan für die Netzsteuerung – weist einen hohen Automatisierungsgrad auf. Mit cpX.Energy ist terranets bw im dynamischen Umfeld der Energiebranche bestens aufgestellt. Sopra Steria verfügt im Ergebnis dieses Projekts über ein
geschlossenes Lösungsportfolio für Transportnetzbetreiber. Vermarktungs-, Abwicklungs- und Abrechnungsprozesse laufen über eine integrierte Gesamtlösung auf Basis eines redundanzfreien Fachdatenmodells. Damit gehören komplexe
Schnittstellen zwischen Kapazitätsmanagement, Transportnominierung und Abrechnung der Vergangenheit an.
„Mit dem innovativen cpX.Energy-System ist terranets bw für die zukünftigen Anforderungen im dynamischen Umfeld der Energiebranche bestens gewappnet.“
Andreas Schlund, Projektleiter, terranets bw
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